Prozessmanagement in der öffentlichen Verwaltung: Warum gute Verwaltung bei den Prozessen anfängt

Juni 20, 2025
von Michael Ahr
Geschäftsführer

Prozessmanagement in der öffentlichen Verwaltung: Warum gute Verwaltung bei den Prozessen anfängt

Jede Verwaltung hat ein Organigramm. Jede Stellenausschreibung enthält eine präzise Aufgabenbeschreibung. Aber nur wenige Verwaltungen können ihre wichtigsten Arbeitsprozesse vollständig beschreiben. Diese Lücke zwischen Struktur und Realität ist mehr als ein organisatorisches Versäumnis – sie kostet Zeit, Geld und schwächt die Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation.

Das Problem: Verwaltung im organisatorischen Blindflug

In deutschen Verwaltungen herrscht ein merkwürdiger Widerspruch. Während Führungskräfte ihre Aufbauorganisation bis ins Detail kennen, bleiben die tatsächlichen Arbeitsabläufe oft im Verborgenen. Neue Mitarbeitende brauchen Monate, um sich einzuarbeiten, weil es keine standardisierten Prozessbeschreibungen gibt. Ähnliche Fälle werden unterschiedlich bearbeitet, je nachdem, wer gerade zuständig ist. Digitalisierungsprojekte scheitern oder bleiben hinter den Erwartungen zurück, weil niemand die zugrundeliegenden Prozesse wirklich versteht.

Diese Intransparenz hat messbare Konsequenzen. Bürgerinnen und Bürger erleben uneinheitliche Bearbeitungszeiten. Mitarbeitende entwickeln Workarounds für Probleme, die systemisch gelöst werden könnten. Optimierungspotenziale bleiben unentdeckt, weil der Gesamtprozess niemand überblickt.

Die Ursache liegt in der traditionellen Verwaltungssicht, die sich primär auf Zuständigkeiten und Hierarchien konzentriert. Prozesse schneiden jedoch quer durch diese Strukturen und erfordern eine andere Betrachtungsweise. Was fehlt, ist eine systematische Methodik zur Prozesserhebung, -dokumentation und -optimierung.

Die Lösung: Systematisches Prozessmanagement als Grundlage moderner Verwaltungsarbeit

Professionelles Prozessmanagement beginnt mit einer einfachen Erkenntnis: Verwaltungsleistungen sind das Ergebnis von Prozessen, nicht von isolierten Einzelaktivitäten. Ein strukturiertes Vorgehen macht diese Prozesse sichtbar, verstehbar und gestaltbar.

Kernelemente eines erfolgreichen Prozessmanagements

Prozessidentifikation und Priorisierung
Nicht alle Verwaltungsprozesse sind gleich wichtig. Der erste Schritt besteht darin, die erfolgskritischen Prozesse zu identifizieren – jene Abläufe, die maßgeblich über die Qualität der Verwaltungsleistung entscheiden. Dabei helfen Kriterien wie Bürgerkontakt, Bearbeitungsvolumen oder rechtliche Komplexität.

Systematische Erhebung der Ist-Prozesse
Die Erhebung erfolgt in strukturierten Workshops mit allen Prozessbeteiligten. Dabei werden nicht nur die formalen Verfahrensschritte dokumentiert, sondern auch die tatsächlich gelebten Arbeitsweisen. Diese Unterscheidung ist entscheidend, da die Realität oft erheblich von den offiziellen Vorgaben abweicht.

Standardisierte Prozessmodellierung
Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einheitliche Prozessmodelle überführt. Bewährt hat sich der internationale Standard BPMN 2.0, der eine eindeutige und verständliche Darstellung komplexer Abläufe ermöglicht. Ergänzend entstehen detaillierte Prozessbeschreibungen mit allen relevanten Begleitinformationen.

Systematische Optimierung
Auf Basis der dokumentierten Ist-Prozesse werden Verbesserungspotenziale identifiziert. Typische Optimierungsansätze sind die Eliminierung von Doppelarbeiten, die Verkürzung von Durchlaufzeiten oder die Verbesserung der Schnittstellen zwischen verschiedenen Organisationseinheiten.

Konkrete Nutzen für die Verwaltungspraxis

Beschleunigte Einarbeitung neuer Mitarbeitender
Standardisierte Prozessbeschreibungen verkürzen Einarbeitungszeiten erheblich. Neue Kolleginnen und Kollegen verstehen schneller, wie ihre Arbeit in den Gesamtzusammenhang eingebettet ist und welche Qualitätsstandards gelten.

Einheitliche Bearbeitungsqualität
Klar definierte Prozesse führen zu konsistenter Bearbeitung ähnlicher Fälle. Das reduziert nicht nur Beschwerden, sondern erhöht auch die Rechtssicherheit des Verwaltungshandelns.

Fundament für erfolgreiche Digitalisierung
Ein schlechter analoger Prozess wird ein schlechter digitaler Prozess. Systematische Prozessoptimierung vor der Digitalisierung vermeidet teure Fehlentscheidungen und schafft die Grundlage für wirkungsvolle technische Lösungen.

Transparenz für bessere Steuerung
Dokumentierte Prozesse ermöglichen datenbasierte Entscheidungen über Ressourcenallokation, Personalbedarfe und Organisationsveränderungen. Führungskräfte gewinnen Steuerungsklarheit über ihre Bereiche.

Methoden und Werkzeuge für die Praxis

Modernes Prozessmanagement nutzt bewährte Werkzeuge und Standards. Die PICTURE-Prozessplattform hat sich dabei als praktikable Lösung für Verwaltungen etabliert und wird bereits in über 640 Kommunen erfolgreich eingesetzt. Sie kombiniert professionelle Modellierungsstandards mit einer intuitiven Benutzeroberfläche.

Entscheidend für den Erfolg sind jedoch nicht die Werkzeuge, sondern die Methodik. Bewährt hat sich ein strukturiertes Vorgehen in mehreren Phasen: von der Prozessidentifikation über die Erhebung und Modellierung bis hin zur Implementierung optimierter Abläufe.

Typisches Vorgehen in der Praxis

Die Prozesserhebung erfolgt in digitalen Workshops, die alle Prozessbeteiligten einbeziehen. Dabei werden sowohl die fachlichen Aspekte als auch die organisatorischen Rahmenbedingungen erfasst. Die Modellierung folgt dem BPMN 2.0-Standard und wird durch detaillierte Prozessbeschreibungen ergänzt.

Die Optimierung konzentriert sich auf die Eliminierung von Blind-, Fehl- und Doppelleistungen. Dabei entstehen nicht nur effizientere Abläufe, sondern auch ein gemeinsames Prozessverständnis bei allen Beteiligten.

Kritische Erfolgsfaktoren und häufige Stolpersteine

Führungsunterstützung als Grundvoraussetzung
Prozessmanagement für die öffentliche Verwaltung verändert etablierte Arbeitsweisen und erfordert anfänglich zusätzlichen Aufwand. Ohne klares Commitment der Verwaltungsleitung verlaufen entsprechende Initiativen im Sand. Entscheidend ist dabei nicht nur die formale Unterstützung, sondern die aktive Förderung prozessorientierten Denkens.

Partizipation schafft Akzeptanz
Die besten Prozessmodelle bleiben wirkungslos, wenn sie nicht von den Mitarbeitenden gelebt werden. Die systematische Einbeziehung aller Prozessbeteiligten in die Entwicklung und Optimierung ist daher kein methodisches Nice-to-have, sondern ein kritischer Erfolgsfaktor.

Realistische Erwartungen
Die Etablierung eines Prozessmanagements in Kommunen, Kreisen und Behörden auf Landes- und Bundesebene ist ein mittelfristiger Entwicklungsprozess, kein Quick-Fix für alle organisatorischen Probleme. Realistische Ziele und ein strukturierter Implementierungsplan helfen dabei, die anfängliche Motivation über die Zeit zu erhalten.

Ausblick: Prozessmanagement als Grundlage der digitalen Transformation

Systematisches Prozessmanagement ist mehr als eine Methode zur Effizienzsteigerung. Es schafft die organisatorischen Voraussetzungen für eine umfassende digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung. Die in der Prozessanalyse gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen fundierte Entscheidungen über Digitalisierungsinvestitionen und schaffen Klarheit über Automatisierungspotenziale.

Öffentliche Verwaltungen, die ihre Prozesse systematisch verstehen und optimiert haben, sind besser positioniert für die Herausforderungen der kommenden Jahre. Sie können Veränderungen strukturierter umsetzen, Technologien sinnvoller einsetzen und ihre Leistungsfähigkeit kontinuierlich weiterentwickeln.

Der Weg zu einer modernen, leistungsfähigen Verwaltung führt über das Verstehen und Optimieren der eigenen Prozesse. Wer hier systematisch vorgeht, legt das Fundament für nachhaltige Verbesserungen, die sowohl den Mitarbeitenden als auch den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen.

Sie möchten Ihre Verwaltungsprozesse systematisch analysieren und optimieren?

Als erfahrener Berater für Verwaltungsmodernisierung unterstütze wir Sie bei der Einführung eines strukturierten Prozessmanagements. Von der ersten Prozesserhebung bis zur nachhaltigen Implementierung optimierter Abläufe – gemeinsam schaffen wir die organisatorischen Grundlagen für eine leistungsfähige, moderne Verwaltung.

Warum der GfV-Ansatz besonders wirksam ist

Mit über 140 durchgeführten Beratungsprojekten verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen in der Prozessoptimierung für Kommunen, Landkreise und Behörden. Unser systematischer Ansatz kombiniert bewährte Methoden mit modernster Technologie – insbesondere der PICTURE-Prozessplattform, die bereits in über 640 Kommunen erfolgreich eingesetzt wird.

Was unseren Ansatz auszeichnet: Wir begleiten Sie nicht nur bei der Analyse, sondern befähigen Ihre Teams zur eigenständigen Weiterentwicklung. Dabei greifen wir auf unseren umfangreichen Prozesskatalog und Best-Practice-Beispiele aus nahezu allen Verwaltungsbereichen zurück. Das Ergebnis sind nicht nur optimierte Prozesse, sondern eine gesteigerte Problemlösungskompetenz Ihrer gesamten Organisation.

Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch und erfahren Sie, wie systematisches Prozessmanagement Ihre Verwaltung voranbringt.